(EH) Anfang August 2017 führten wir den zweiten Teil unserer Donaureise durch. Dieses Mal war der Streckenabschnitt von Wien bis Budapest dran. Im Vorfeld gab es noch einige logistische Aufgaben zu lösen, denn wir waren nicht nur mit zwei Ruderbooten unterwegs, sondern auch mit einem kleinen Motorboot (Baujahr 1935), das einst auf der Mosel als Pannenhilfsboot – abgekürzt „Pahibo“ – eingesetzt worden war. Da das Pahibo mit 2,8 Tonnen kein Leichtgewicht ist, konnte es nur von einem der uns zur Verfügung stehenden Autos mit dem Hänger gezogen und auch nur mit einem Kran ins Wasser gelassen werden. Nach einigen Vortreffen und Diskussionen war unser Logistikplan ausgereift und die Hin- und Rückfahrt inklusive Hängertransport und Abstellen am Zielort, sowie die teils unterschiedliche An- und Abreise der Teilnehmer perfekt organisiert. Um die Vorarbeiten zeitig zu erledigen, fuhren einige von uns bereits am Freitag, den 4. August nach Wien, um das Pahibo in die Donau zu kranen sowie die Ruderboote auf dem Vereinsgelände des Wiener Rudervereins Donauhort abzustellen und aufzuriggern. Vielen herzlichen Dank an dieser Stelle an die gastfreundlichen und hilfsbereiten Ruderer vom Donauhort, die inmitten ihrer umfangreichen Renovierungsarbeiten noch Platz für unsere Boote fanden. Dank auch für die Benutzung der exzellenten Steganlage, die wir im Laufe unserer Fahrt zu schätzen lernten und teils auch herbeiwünschten. Nach einem hervorragenden Abendessen in Rudi’s Beisl und einer, aufgrund der Hitze des Wiener Sommers von 35 Grad, sehr heißen Nacht in der Jugendherberge teilten wir uns am Samstag auf. Während vier von uns mit drei Autos und zwei Hängern nach Budapest fuhren, um je ein Auto und einen Hänger in den jeweiligen Zielorten abzustellen und dann mit einem Auto zurück nach Wien zu fahren, unternahmen einige Teilnehmer eine Shopping- bzw. Sightseeingtour in Wien und reisten vier weitere Ruderer von Prien mit dem Zug nach Wien. Am Abend trafen wir uns dann alle im Wiener Augarten zu einem gemeinsamen Abendessen, um uns bei immer noch heißen Temperaturen, aber leckerem Essen und kalten Getränken auf die Wanderfahrt einzustimmen. Später am Abend wurden die Temperaturen im Augarten angenehm, aber zurück in unseren kleinen Zimmern im 6. Stock der Jugendherberge war die Hitze des Tages wieder voll zu spüren. Der Wetterbericht hatte für den ersten Tag unserer Wanderfahrt etwas kühlere Temperaturen und Regen vorhergesagt. Das war zwar in unserer Unterkunft überhaupt nicht zu merken, aber endlich draußen an der frischen Luft konnten wir die Wettervorhersage bestätigen. Es war letztendlich ideales Ruderwetter mit bedecktem Himmel und wenig Regen. Bereits um 8 Uhr morgens waren wir auf dem Gelände des Wiener Rudervereins, wo wir unsere Boote startklar machten. Spätestens um 9 Uhr mussten wir in die Nussdorfer Schleuse einfahren, um durch den Donaukanal zu rudern, der durch die Wiener Innenstadt fließt. Für die telefonische Anmeldung beim zuständigen Schleusenwärter mussten wir sogar die Hilfe der Wiener Gendarmen, die sich zufällig dort aufhielten, in Anspruch nehmen, weil dieser unter keiner der zahlreichen Telefonnummern zu erreichen war. Zum Glück klappte es aber doch noch rechtzeitig und wir konnten unsere Wanderfahrt auf der Donau endlich beginnen.
Das Ablegen erforderte unsere volle Konzentration, da die meisten von uns bisher wenig Erfahrung mit fließenden Gewässern hatten und die Strömung der Donau aus unserer Sicht beachtlich war. Aber mithilfe unserer erfahrenen Steuermänner, Martin und Matthias, meisterten wir sowohl das Ablegen als auch die Schleuse problemlos und wurden mit einer idyllischen Fahrt durch die Wiener Innenstadt belohnt. Außerhalb der Innenstadt änderte sich das Bild von Wien schlagartig. Es folgten dort kleine, schmale, auf Pfählen gebaute Fischerhäuser mit großen Netzen vor den Fenstern. Raus aus dem Kanal, auf der großen Donau mussten wir nicht nur auf die Strömung und auf große Fracht- und Passagierschiffe achten, sondern auch auf die Fahrrinnenbegrenzungsbojen, die für eine optimale Strömung vorne spitz zulaufen und für die bessere Sichtbarkeit eine beachtliche Größe aufweisen. Wie gefährlich diese im Zusammenhang mit der Strömung werden können, musste die Mannschaft des Tollpatsch leider erfahren. Sie machte nähere Bekanntschaft mit einer solchen Boje, die in einem Loch resultierte. Das Boot lief ziemlich schnell voll Wasser. Die Mannschaft fand sich dann auch noch in einer Strömung wieder, in der sie sich trotz voller Power nicht von der Stelle bewegen konnte. Zum Glück erreichte sie in letzter Minute das sichere Ufer und konnte anlegen. Der Schrecken war groß, aber zum Glück ist bis auf wenige Blessuren nichts Schlimmes passiert. Alle konnten weiterrudern und das Loch im Boot konnte mit Panzertape notdürftig aber stabil geflickt werden. Direkt bei der Anlegestelle (bei Km 1902l) war Zeit für unsere Mittagsrast, die wir in Humer´s Uferhaus (www.uferhaus.at), einem sehr guten Fischrestaurant direkt mit Blick auf die Donau in Orth, im Nationalpark Donau-Auen verbracht haben. Während der Pause gab es den letzten kurzen aber starken Regenschauer des Tages, der uns lediglich zum nachträglichen Trockenschöpfen der Boote veranlasste, bevor wir unsere Fahrt fortsetzen konnten. Weiter auf der großen Donau entdeckten wir das Pahibo, das am Rande der Fahrrinne die Strömung nutzte, um ein wenig schneller voranzukommen. Das Winken mussten wir unserem Steuermann überlassen, damit wir weiterrudern konnten. Ein kurzes Stück hinter Hainburg an der Donau liegt Burg Devin im gleichnamigen Städtchen auf Backboard. Das kleine Flüsschen March, das dort in die Donau mündet, bildet die Grenze Richtung Norden zwischen Österreich und der Slowakei, die dann Richtung Osten in der Donau weiter verläuft. Je nach dem also, auf welcher Seite wir auf der Donau entlang ruderten, waren wir entweder in Österreich oder in der Slowakei. Die Burg von Bratislava ist bereits von Weitem gut zu sehen. Dort lag auch unser Etappenziel für den Tag. Kurz vor Bratislava verläuft die Grenzlinie in Richtung Süden, so dass beide Uferseiten der Donau bereits zur Slowakei gehören. Nach 69 Kilometern auf der Donau, bei Km 1869r wartete die nächste Herausforderung auf uns: das Anlegen am Steg des Ruderclubs in Bratislava.
Der Steg lag in starker Strömung und große Schiffe fuhren auch recht nah daran vorbei. Darüber hinaus war er eine recht wackelige Konstruktion, auf dem höchstens Enten gerne weilten. Um den Steg vom Ufer aus zu erreichen, musste man über die Donau springen, denn es gab keine trockene Verbindung zwischen Steg und Ufer. Wenn man dann trockenen Fußes endlich auf dem Steg stand und auf den drei miteinander lose verbundenen und ziemlich rutschigen Stahlteilen entlang ging, hatte man spätestens bei Erreichen des zweiten Stahlteils nasse Füße, weil das Stegteil durch das Gewicht etwas absank. Dann stand man – je nach Gewicht – möglicherweise bis zum Knöchel in der Donau. Diese Probleme tauchten aber erst dann auf, wenn es einem in der starken Strömung gelungen war, das Boot zum Steg zu manövrieren und sich dann am Steg festzuhalten. Das Festhalten erforderte in der Strömung auch ziemlich viel Kraft und das Boot hielt nicht durch Einsetzen der Skulls, wie wir es vom Chiemsee gewöhnt sind. Beim Ausheben und Transportieren der Boote war volle Konzentration gefragt, um auf dem Steg nicht auszurutschen oder sich beim Sprung zum Ufer nicht zu verletzen. Aber zum Glück ging alles gut und wir konnten unser Quartier beziehen. Unsere Unterkunft war dieses Mal etwas Besonderes, das Hotel Dunajsky Pivovar. Wir übernachteten, passend zu unserem Fortbewegungsmittel, auf einem Schiff, das zu einem Hotel und Restaurant umgebaut worden war. Unsere Zimmer trugen keine Nummern, sondern Namen von Städten, die alle an der Donau liegen und aus unseren Zimmern – sogar durch ein rundes Schiffsfenster aus dem Bad – konnten wir auf die Donau und auf die Innenstadt von Bratislava schauen.
Manche von uns hatten vor dem Abendessen noch etwas Zeit kurz durch die Innenstadt von Bratislava zu laufen und so einen Eindruck von der Stadt zu bekommen, der sehr positiv ausfiel. Das Pahibo hatte derweil ebenfalls den Jachthafen von Bratislava erreicht. Da dieser auf dem Landweg mit dem Auto nicht so einfach zu erreichen war, beschloss unser Kapitän Dirk, sich in der Marina verköstigen zu lassen zumal er am nächsten Tag sehr früh aufbrechen musste, um die Strecke von ca. 120 km bis nach Komarno zu bewältigen. Die Ruderboote fuhren diesen Streckenabschnitt über zwei Tage auf einem kleinen Donau-Arm und es war der Plan, sich in Komarno wieder zu treffen. Das Pahibo musste auf diesem Stück eine große Schleuse bei Gabcikovo überwinden und wegen der Länge der Strecke wollten wir Dirk nicht alleine auf dem Pahibo fahren lassen. So sind Anja und Dirk früh morgens um 5 Uhr Richtung Komarno aufgebrochen. Als der Rest der Gruppe beim Frühstück war, erhielten wir die Nachricht, dass die Schleuse das Pahibo nicht durchlassen will, möglicherweise, weil der Motor nicht ausreichend Leistung hätte. Ob das wirklich der Grund war, wissen wir nicht, denn nach einem längeren Telefonat mit dem Schleusenwärter war dieser letztendlich bereit, das Pahibo zu schleusen, wenn es innerhalb von einer halben Stunde in Gabcikovo gewesen wäre. Da das Pahibo bereits auf dem Weg zurück nach Bratislava war und es (noch) nicht fliegen kann, entschied Kapitän Dirk, die Reise zu beenden und nach Bratislava in die schöne Marina zurückzukehren. Für Anja und Dirk wurde es dann ein langer Tag, denn in Bratislava angekommen fuhren sie mit dem Zug nach Budapest, um dort das Auto und den leeren Hänger zu holen. Sie trafen uns dann abends in Lipót (Ungarn), unserem nächsten Etappenziel. Auf uns wartete nach dem Frühstück auf dem Schiffshotel das Ablegen beim Ruderclub in Bratislava, das genauso herausfordernd war wie das Anlegen am Vorabend. Dank Philipp war der Steg allerdings nicht mehr so rutschig, weil er einen Besen besorgt und den Steg gründlich geschrubbt hatte. Währenddessen kippten wir das Regenwasser aus den Booten und bereiteten sie auf die Fahrt vor. Alle waren voll konzentriert und so klappte das Ablegen zum Glück problemlos. Die anfänglich starke Strömung ließ allmählich nach, da vor der Schleuse Gabcikovo die Donau zu einem richtig großen See aufgestaut worden ist. An diesem Tag mussten wir zweimal die Boote umtragen, das erste Mal – nach ca. 17 Kilometern – um in einen Seitenarm der Donau zu kommen. Das Befahren der breiten Staustrecke unterhalb von Bratislava einschließlich des Anlandens an der Betonrampe knapp hinter dem Museum in Cunovo (bei km 1852) war für uns bei mäßigem Gegenwind problemlos, auch weil unser Landdienst die Boote gebührend in Empfang nahm. Das Museum wurde auf einer Inselspitze inmitten der Donau gebaut. Bootswagen sind dort leider nicht zu finden, aber wir hatten vorausschauend unseren eigenen Bootswagen mit. Der Weg ist nicht weit. Man muss lediglich eine Straße überqueren und sieht dann auch schon den Seitenarm. Dass etwas Bewegung und Geräusche Fischen nichts ausmachen, durfte die Mannschaft des zweiten Bootes erfahren, die mit ihrem Ablegemanöver einem slowakischen Angler, der direkt an der Stelle sein Glück suchte, einen riesen Fang bescherte. Er war zwar anfangs ziemlich verärgert, da wir teilweise in seiner Angelschnur hängen blieben, aber eine halbe Minute nach unserem Ablegen hatte er einen ziemlich großen Fisch am Haken. Danach ging es sehr idyllisch weiter auf der kleinen Donau, die nach ca. 40 Kilometern in den Hauptarm mündet. Direkt nach den ersten paar hundert Metern auf der südlichen Uferseite erreichten wir Ungarn. Die lange Insel zwischen Seiten- und Hauptarm gehört noch zu Slowakei. Die Gegend ist ziemlich einsam, man sieht während der ersten Hälfte des Armes kaum Zivilisation. Für eine von uns war dieser Streckenabschnitt sogar schon „zu sehr meditativ“. Damit wir auf den ungefähr 8 Kilometern nicht einschliefen, hatten die Ungarn bei Dunakiliti eine Schleuse gebaut, um die kleine Donau zu stauen. Sie ist jedoch nicht mehr in Betrieb. Es war die zweite Umtragestelle, die wir meistern mussten. Spätestens jetzt zahlte sich die Mitnahme eines Bootswagens aus, weil man etwa einen Kilometer schiebend zurücklegen musste.
Im Schatten machten wir ein Picknick, da man außer einem kleinen Campingplatz nichts in der Gegend findet. Dorthin gingen wir dann auf einen Kaffee. Und bei einer Hitze von ca. 34 Grad, die nach dem einen Tag Abkühlung wieder ausgebrochen war, freuten wir uns über die Eistruhe des Campingplatzes und plünderten sie ziemlich. Nach der ausgiebigen Pause ging es genauso „meditativ“ und sehr idyllisch weiter auf der kleinen Donau. Nach ca. 17 Kilometern entdeckten wir einen Mast und dahinter eine Fähre, das Ziel unserer heutigen Etappe. Durch die Strömung hatten wir etwas Mühe den schmalen Wasserstreifen neben der wartenden Fähre und dem Land zu treffen aber nach wenigen Versuchen konnten wir anlegen. Unsere Unterkunft war in einem kleinen ungarischen Thermaldorf namens Lipót, wenige Kilometer vom Ufer entfernt. Unser Wellnesshotel „Orchidea“ verfügte nicht nur über ein Thermalbecken und eine Sauna, sondern bot auch für unsere müden Muskeln eine Massage an, die einige von uns sehr gerne in Anspruch nahmen. Andere entspannten in dem warmen Thermalbecken, während der Rest bei einem kalten Bier auf der Terrasse Entspannung fand. So sind wir anschließend alle völlig relaxed zum Abendbüffet erschienen, wo dann später unsere beiden Pahibofahrer – just on time, einige Minuten vor Büffetschluss – dazu stießen. Am nächsten Morgen brachen Martin und Dirk bereits sehr früh nach Bratislava auf, um das Pahibo aus der Donau zu kranen. Die Ruderer setzten ihre Fahrt auf der kleinen Donau fort. Die Fähre, von der wir vermutet hatten, dass sie mangels Passagiere immer dort weilt, hatte, mit wenigen Fahrzeugen beladen, einige Minuten vor uns abgelegt und so hatten wir dieses Mal viel Platz, um in unsere Boote zu steigen und abzulegen. Dass die Fähre doch nicht so oft fährt, stellten wir einige Minuten nach deren Ablegen fest, da sie anscheinend mit einem Schaden in der Donau stand während die Besatzung versuchte sie wieder zum Vorwärtskommen zu bewegen, zunächst erfolglos. So schauten uns die Fährpassagiere sehnsüchtig nach. Vermutlich hätten sie in diesem Moment gerne mit uns getauscht.
Nach ungefähr 15 Kilometern auf der kleinen Donau trafen wir auf den Hauptarm. Von der Mündung konnten wir noch sehr gut die einige Kilometer entfernt liegende, riesige Schleuse in Gabcikovo sehen. Auf der großen Donau hatten wir wieder mehr Strömung sowie Schiffsverkehr und so gingen die ca. 14 Kilometer bis Gönyü, wo wir unsere Mittagspause hatten, recht schnell vorbei. Bei Km 1791r legten wir an einem Kiesstreifen an und bekamen wenige Schritte weiter in einer kleinen, einfachen Kneipe etwas zum Trinken, während wir unser – von Rudi liebevoll eingekauftes – Picknick verspeisten. Kraft zu sammeln war auch wichtig für die folgenden ca. 24 Kilometern, denn durch den recht starken Gegenwind war es ziemlich anstrengend und langwierig das Ziel zu erreichen. Unsere Anlegestelle (bei Km 1767l) war dieses Mal in einem kleinen Jachthafen hinter dem Steg. Hier gab es mehrere Hürden. Zunächst musste die Einfahrt gefunden werden. Dafür sorgte unser Landdienst, der mit allen möglichen Mitteln auf sich aufmerksam zu machen versuchte. Dann war die Durchfahrt ziemlich eng, eine Herausforderung für die Steuermänner und -frauen. Die nächste Hürde war ein dickes und schweres Stahlseil, das den Steg mit dem Festland verband und in der Mitte knapp über der Wasseroberfläche hing. Um das zu überwinden half Dirk, der mit einem Bootshaken das Seil mit aller Kraft hochhielt, während die Boote darunter durchfuhren. Die letzte Hürde war, an der Rückseite des Steges anzulegen und über das Steggeländer aus den Booten zu klettern. Hier ein Foto zur Veranschaulichung:
Trotz mehrerer Hindernisse gelang alles einwandfrei und mit paar wenigen Schritten erreichten wir unser Hotel „Peklo“, wo die Dusche endlich auf uns wartete. Manche von uns sind auf eine kleine Erkundungstour durch die Stadt gegangen, andere hingegen haben auf der schönen Terrasse des Hotels gechillt und paar Bier getrunken. Am nächsten Morgen mussten wir dann schweren Herzens Abschied von Dirk nehmen, der sich entschieden hatte, das Pahibo-Lenkrad nicht gegen die Skulls zu tauschen und nach Hause zu fahren. Vorher half er uns aber noch beim Ablegen wieder das Stahlseil in die Höhe zu halten, damit wir mit den Ruderbooten gut herausfahren konnten. Nach 21 Kilometern (bei Km 1747l) erreichten wir auf der slowakischen Seite Moca (auf Ungarisch Dunamocs) für die Mittagspause. Die dortige Gaststätte „Moca Csárda“ bot auf unserer Route mit Abstand die beste Küche und die freundlichste Bedienung. Sie ist sehr zu empfehlen und über Facebook sowie telefonisch unter +421 35 785 1100 erreichbar. Sie liegt direkt an der Donau, hinter dem Damm, an dem der Wien-Budapest Radweg entlangläuft. Wir konnten im schönen Garten unter einem Sonnenschirm bestens speisen und uns ausruhen. Zum Schwimmen fanden Einige von uns vor dem Essen auch ein wenig Zeit und so konnten wir uns ein wenig abgekühlt an den Tisch setzen. Die restlichen 27 Kilometer des Tages konnten wir gut gesättigt und ausgeruht problemlos bewältigen. Unser Ziel an dem Tag war in Esztergom, der früheren Hauptstadt von Ungarn, mit der großen Basilika an der Donau. Die Basilika gilt als die größte Kirche Ungarns und steht auf Platz 18 der größten Kirchen der Welt. Sie ist von der Donau aus bereits von Weitem zu sehen, wie es das Bild zeigt:
In Esztergom legten wir am Steg des dortigen Ruderclubs (Esztergomi Evezösök Hajós Egylete, Email: esztene@t-online.hu) bei Km 1719,5r an und durften unsere Boote auf deren Gelände abstellen. Es gab einen sehr netten Kontakt zum dortigen Vorsitzenden, Gyözö Mármarosi, der uns auch viele gute Ratschläge für die Weiterfahrt gab. Vielen Dank an dieser Stelle. Unsere Unterkunft im Székely Guesthouse (www.szekelyvendeghaz.com) konnten wir in paar Minuten zu Fuß erreichen, dennoch fuhren die Meisten von uns bequem mit dem Auto. Sicherlich wegen den anstrengenden Ruderkilometern auf der Donau. Nach der Dusche fuhren wir zur Basilika, um etwas Geschichte zu schnuppern – ihre Entstehungsgeschichte reicht bis 1001 zurück – und aus einer anderen Perspektive auf die Donau zu schauen, nämlich weit von oben:
Unsere nette Privatpension hatte einen sehr schönen Innenhof, wo wir den nächsten Tag mit einem reichhaltigen und leckeren Frühstück begannen. So fiel es uns nicht leicht aufzubrechen aber aufgrund der heißen Temperaturen, die erwartet wurden, war es dennoch ratsam früh loszurudern.
Nach dem Ablegen kam so starker Wind auf, dass die Hüte unserer Steuerleute im Wasser landeten. Einer der Hüte liegt jetzt nun für immer auf dem ewigen Grund der schönen Donau, den anderen konnten wir noch in der letzten Sekunde vorm Ertrinken retten. Durch den heftigen Gegenwind hatten wir es bald mit schaumgekrönten Wellen zu tun. Diesen konnten wir zunächst ausweichen, indem wir uns knapp am rechten Ufer hielten. Als dann aber die Inselspitze in Sicht kam (Km 1713), die steuerbord bleiben musste, und bald auch die angekündigten Strudel vor dem rechten Donau-Arm bedrohlich brodelten, war es der Umsicht und Erfahrung unseres Steuermannes Matthias zu verdanken, dass wir durch reichlich unruhiges Wasser das rettende Inselufer erreichten, fast ohne Wasser aufgenommen zu haben. Auch für unsere Wanderfahrtneulinge war es eine beachtliche Leistung, in ungewohnter Lage sauber und kraftvoll weiter zu rudern. Besonderes Lob an Schlagmann Rudi! Vor dem Donauknie wird die Landschaft merkbar hügelig und in der Ferne entdeckt man die Burg „Fellegvár“ bei Visegrád oben auf dem gleichnamigen Berg. Bei Km 1695r war unsere Mittagsrast direkt im Ort beim Fähranleger. Zum Glück war gerade kein Fährverkehr, als wir am Kiesstrand daneben anlegten, aber trotzdem mussten wir auf die Wellen durch vorbeifahrende Schiffe achten. Nach einem leckeren Mittagessen im Schatten des Restaurants „Kovács Kert“ fuhr der Großteil der Gruppe hoch zum Fellegvár. Nach Überwinden von einigen Treppen stellten wir fest, dass die Aussicht von dort aus nur gegen die Zahlung von Eintritt möglich war. Nachdem die Aussicht ein paar Kurven tiefer kostenlos war und der Rest der Burg nicht wirklich interessant erschien, fuhren wir zum Parkplatz, von wo aus die Aussicht auf die Donau und das Donauknie wunderbar zu genießen war, wie es das Foto beweist. Und das alles kostenlos und auch ohne Treppensteigen:
Dann ging es wieder zurück zu den Booten, um unsere Reise fortzusetzen. Wenige Kilometer nach dem Ablegen beginnt die Insel Szentendre, welche auf 38 Kilometer Länge den östlichen Donau-Hauptstrom von dem schmäleren Westarm trennt. Um unser Ziel, den Ort Szentendre nach 52 Ruderkilometern zu erreichen, mussten wir den schmalen Donau-Arm nehmen und hofften auf eine ruhige Fahrt ohne Wellen von der Berufsschifffahrt. Leider hatten wir uns zu früh gefreut. Berufsschifffahrt gab es tatsächlich nicht, aber die Insel ist ein beliebtes Ausflugsziel bei den Ungarn und bei den heißen Temperaturen auch entsprechend stark frequentiert, um der Hitze der Hauptstadt zu entkommen. Deshalb verkehren hier unzählige Motorboote, die teilweise Wasserskifahrer zogen, teils – wie es uns erschien – einfach nur die Damenwelt spazieren fuhren. Die meisten Damen sollten offensichtlich vom Können des Bootsfahrers beeindruckt werden und dementsprechend gaben sie richtig Gas, um uns möglichst schnell und teils auch möglichst nah zu passieren. Vom ruhigen Rudern war dadurch keine Rede mehr. Alle waren höchst konzentriert um in den Wellen noch einigermaßen gut und ohne viel Wasseraufnahme voranzukommen. Zum Glück ist die Insel lang und es gibt auch Uferbereiche mit wenig bzw. keiner Infrastruktur. Dort gibt es allerdings auch keine Sand- oder Kiesbänke, an denen man kurz für eine kleine Abkühlung in der Donau anlegen könnte. So blieb der schwimmwütigen Schreiberin dieser Zeilen nichts anderes übrig als direkt vom dahintreibenden Boot ins Wasser zu springen. Bei 39 Grad Celsius im Schatten eine willkommene Abwechslung. Das hat auch den Vorteil, dass man so sogar mit dem Strom schwimmen kann und wenn man wieder einsteigen möchte, wartet man, bis das Boot vorbeitreibt. Gegen den Strom zu schwimmen gleicht nämlich an manchen Stellen an ein unendliches Bewegen ohne Vorankommen, sobald man sich ein wenig vom Ufer entfernt. Einige Kilometer vor Szentendre wird es wieder unruhiger, die Anzahl der Erholungsuchenden und somit auch die der Motorboote erhöht sich schlagartig. Am Westufer des schmaleren Donauarms liegt die Stadt Szentendre mit ihren barocken Häusern, schmalen Gassen, einigen Künstlern und noch mehr Touristen. Die Stadt ist wirklich sehenswert, alles ist fußläufig zu erreichen und in den vielen Cafés, Bars und Restaurants kann man sehr gemütlich draußen sitzen. Wenn es dunkel wird, werden die Häuser teilweise bunt beleuchtet und auf dem Hauptplatz leuchten die riesigen Lampenschirme, die zwischen den Häusern an einer Schnur in der Luft hängen. In Szentendre blieben wir drei Nächte im Hotel Roz und haben unsere Ausflüge von hier aus unternommen. Das Hotel liegt zwar sehr nahe zur Anlegestelle (bei Km 1670r) und auch zu den Zügen nach Budapest, ist aber trotzdem nicht zu empfehlen, die Qualität der Zimmer – insbesondere der Bäder – ließ zu wünschen übrig und der Besitzer ist zwar übertrieben freundlich, im Grunde aber falsch und hinterlistig. Am nächsten Morgen brachen wir wegen der zu erwartenden Hitze sehr früh auf und ruderten mit Windstille auf einer wirklich ruhigen Donau – die Motorbootfahrer schlafen noch – nach Budapest. Anfangs geht es für einige Kilometer durch den westlichen Donau-Arm. Es kommen weitere Verzweigungen, an denen wir uns immer westlich gehalten haben. Nach einer riesigen Autobahnbrücke über mehrere Donau-Arme erreicht man im Norden von Budapest den Hauptarm. An dieser Stelle reihen sich die Ruderclubs aneinander. Dann geht es an dem sog. Hajógyári-sziget weiter, wo seit mehreren Jahren Anfang August das Inselfestival veranstaltet wird. Da wir aber recht früh unterwegs waren, haben wir keine Musik gehört und auch keine Festivalbesucher am Ufer gesehen. Nach der Árpád-Brücke beginnt die bekannte Margareteninsel, eine autofreie Erholungsoase mitten in der Hauptstadt. Die Insel endet an der Margaretenbrücke und ab dort sieht man alle bekannten Sehenswürdigkeiten, die die Hauptstadt entlang der Donau zu bieten hat: das Parlament, die Kettenbrücke, die Zitadelle und ganz rechts auf dem Bild oben auf dem Berg, die Burg. Ein majestätischer Anblick besonders aus dem Ruderboot, da man sich auf der Donau neben den Passagierschiffen so klein vorkommt. Wir ließen uns auch eine Weile in der Strömung treiben, die Kulisse muss man auf sich wirken lassen. Zudem hatten wir auch noch eine Menge Zeit, weil die Schleuse, die wir nach der Rákóczi-Brücke im Süden von Budapest nehmen mussten, um zu unserem Ziel zu gelangen, erst um 11 Uhr Schleusenzeit hatte.
Einen weiterenVorteil hatte das frühe Aufstehen: Es verkehrten nur ganz wenige Schiffe zu der Zeit in der Hauptstadt; sehr angenehm, wenn man ohnehin durch die zahlreichen Sehenswürdigkeiten abgelenkt ist. Die Einfahrt in die Schleuse hätten wir fast verpasst. Zum Glück hatte aber der Landdienst unsere Steuerfrau angerufen und auf den Abzweig hingewiesen. Die Schleusung dauerte nicht mal 10 Minuten, was wir kaum glauben konnten. Wir nehmen an, dass der Wasserstand der Donau sehr niedrig war, weil der Höhenunterschied vor und nach der Schleuse nur ca. einen knappen Meter betrug. Offiziell wird nur bei einem Wasserstand der Donau von zwischen 2 und 6 Metern geschleust. Danach ging es noch ca. 4 Kilometer an der Csepel-Insel entlang, einer insgesamt 48 Kilometer langen Insel. Der Wind hatte zu dem Zeitpunkt ziemlich aufgefrischt, so dass wir ganz nah am Ufer entlang ruderten. Unser Ziel lag am Ostufer der Kleinen Donau, am „Müegyetemi“ Ruderclub, wo wir eine Woche zuvor den Hänger und eines der Autos stehen gelassen hatten. Wir wurden sehr freundlich empfangen und verluden sofort nach dem Abriggern die Boote. Ein herzliches Dankeschön an die Mitglieder des Ruderclubs, die uns so freundlich aufgenommen haben und die trotz wenigen Platzes unseren Hänger und Auto auf deren Gelände stehen ließen. Nicht weit davon entfernt am Ufer, konnten wir unseren Hunger in einem kleinen Imbiss sehr gut stillen. Die Küche und die Bedienung waren nicht auf so eine große Gruppe vorbereitet, dennoch haben sie alles super hinbekommen. Am nächsten Tag folgte noch eine Stadtbesichtigung in Budapest; dieses Mal aber ohne Ruderboote und dann ging es schon wieder zurück in die Heimat. Alles in allem war es eine sehr gelungene Wanderfahrt, mit herrlichem Wetter und Landschaften und angenehmen Streckenabschnitten, die auch gut in der Zeit zu bewältigen waren. Und unsere Mannschaft hat sehr gut zusammengepasst, wir hatten sehr viel Spaß miteinander und haben eine Menge erlebt. So sind wir unserem entfernten Ziel einen Schritt nähergekommen: eines Tages das Donaudelta mit Ruderbooten zu erreichen.