Sieben Menschen, zwei Boote, 86 Kilometer auf dem Inn
Sieben Unerschrockene ruderten von Karfreitag bis Ostersonntag (7. bis 9. April 2023) den Inn von Neuötting bis Passau hinab. Martin Aufenanger hatte die erste Wanderfahrt des RV Prien im Jahre 2023 organisiert und Anja Franke, Birgit und Gregor Jahn, Matthias Kühnel, Manfred Schneller und Karla Sichelschmidt folgten der Einladung. Die „Chieming“ und die „Helga“ wurden als Doppelzweier mit Steuermann (der in diesem Fall oft eine „Steuerfrau“ war) hergerichtet, wobei dank Doppeldollen die Chieming auch mit Riemen gerudert werden konnte.
Mit zwei Fahrzeugen erreichte man am Karfreitag den Ausgangspunkt der Reise: die Staustufe Neuötting. Die Autos wurden an strategischer Stelle geparkt, die Boote zu Wasser gelassen und motiviert nahmen die beiden Crews die erste Etappe in Angriff. Anja hatte sich bereit erklärt, an diesem Tag den Landdienst zu übernehmen und ihr leuchtend rosaroter Anorak war für die Rudernden ein willkommenes Signal für den jeweiligen Aussteigepunkt. Die Stimmung war vorwiegend heiter, weil das Wetter sich besser entwickelte als man angesichts diverser apps („Die landwirtschaftliche Vorhersage ist eigentlich immer ganz zutreffend.“) befürchtet hatte. Die Temperatur machte zwar mit rund 10 Grad warme Kleidung nötig, aber kein Regentropfen trübte das Erlebnis.
Nach etwa acht Kilometern war die Staustufe Perach erreicht, wo bereits ein großes Abenteuer auf die Gruppe wartete: Die Einstiegsstelle erwies sich als technisch anspruchsvoll. Darauf wies bereits der mitgeführte Bericht des Mühldorfer Rudervereins inkl. der „Beschreibung der Möglichkeiten zum Umtragen von Ruderbooten“ hin. Um das Boot wieder zu Wasser zu lassen, war es notwendig, sich in dasselbe zu begeben. Aber auch dann war man noch nicht wieder auf dem Fluss, denn es galt eine 25 Meter lange Rinne zu durchqueren. Die Situation, die der Mühldorfer Schilderung zugrunde lag, war aber noch komplizierter geworden, denn ein querliegender Baum musste gleich zu Beginn unterquert werden. Es gelang jedoch durch umsichtiges Manövrieren, diese schwierige Stelle zu bewältigen.. Ein entspanntes Stück auf dem ruhig dahinströmenden breiten Fluss folgte. Wasservögel konnte man beobachten und feststellen, dass Biber in der Auenlandschaft eine Wirkungsstätte gefunden hatten und in ihrem Sinne produktiv waren.
Am Nachmittag war dann Marktl erreicht. Hier gönnte sich die Gruppe – nachdem die Boote am Ufer verstaut waren – erst einmal einen Kaffee und suchte dann das äußerst moderne AÖ-Hotel auf. Einige kulturhistorisch Interessierte spazierten durch den Ort und besichtigten Joseph Ratzingers Geburtshaus, in dem nicht nur dieser sondern auch Georg Lankensperger, der Erfinder der Achsschenkellenkung, geboren wurde.
Den Abend verbrachte man im Gasthaus Hummel, wo die gesetzlichen Bestimmungen zur Karfreitagsruhe großzügig ausgelegt wurden. Ein Preiskarteln wurde jedenfalls mit großem Juchhe ausgetragen. Die Sieger dieser Veranstaltung kamen dann an unseren Tisch. Offensichtlich war ein großer Teil des Gewinns bereits in den Genuss alkoholischer Getränke geflossen, so dass die Kommunikation stark von Wiederholungen geprägt war. Jedenfalls wissen wir nun: Man kann die Salzach von Laufen über Tittmoning nach Burghausen prima mit dem Schlauchboot befahren – wichtig ist allerdings, dass dieses für sechs Personen ausgelegt und auch besetzt ist – dann kann quasi nix passieren.
Der nächste Tag führte von Marktl nach Obernberg. Besonders eindrucksvoll: die Salzachmündung. Der Fluss erweitert sich zu einer imponierenden Größe. Bei Nieselregen waren an diesem Tag insgesamt 40 km zu rudern. Der Name „Wanderfahrt“ erwies sich als zutreffend, weil in Braunau und Ering (Schloss Frauenstein) wieder umgetragen werden musste. Tagesziel war Obernberg, das einen der schönsten Marktplätze Österreichs für sich reklamiert. Dort direkt liegt das Hotel zur Post, in dem wir unterkamen. Die Speisekarte enthielt adäquate Spezialitäten: zum Beispiel das Vizebürgermeisterschnitzel! Ein Schnaps zur Guten Nacht – dann entschwand man zu früher Stunde auf die Zimmer.
Entgegen den Vorhersagen regnete es am Ostersonntag leicht. Die Fahrt wurde nun von österlichem Glockengeläut begleitet. Beim Umtragen in Schärding machte sich eine schwindende Moral bemerkbar. „Man könnte vielleicht die Autos hierher holen“, hieß es vereinzelt. Doch wie schön war es, auch die letzte Etappe zu rudern! Das Wetter klarte auf und der Inn wurde etwas enger. In einer idyllischen Landschaft mit romantischen Städtchen und malerischen Klöstern wurden auch die letzten Kilometer bewältigt. Dankbar ging die Gruppe auf dem komfortabel floatenden Steg des Passauer Rudervereins wieder an Land. Die Boote wurden verstaut und nach einer erlebnisreichen Reise erreichte man am späten Nachmittag wieder Prien.
Karla Sichelschmidt